„Die Stadt muss den Privaten reinreden“

Ariane Widmer, Stadtplanerin Lausanne, Dominic Müller, Stadtrat Dübendorf und Andreas Wirz vom Verband Wohnbaugenossenschaften diskutierten im Zwicky-Süd über Wohnbauförderung und Stadtplanung. Fazit: Es braucht auch in Dübendorf einen Paradigmawechsel, soziale Durchmischung ist nötig und attrkativ. Hier der Bericht:

Wenn es um Stadtplanung und die Förderung von bezahlbaren Wohnungen geht, muss die Stadt regulieren und den privaten Investoren klare Vorgaben machen. Das war eine Aussage der Stadtplanerin von Lausanne, Ariane Widmer, hinter die sich alle Teilnehmer der SP-Veranstaltung im Zwicky-Süd stellen konnten, auch Stadtrat Dominic Müller. Ariane Widmer schilderte, wie die Gemeinden in der Agglo von Lausanne vor dem Jahr 2000 kaum eine Planung betrieben, die privaten Investoren hatten freie Hand. Dann realisierte man, wie stark die Bodenpreise und Mieten zunahmen. Innert weniger Jahre stiegen die Mieten um 80 Prozent, eine der höchsten Mietpreissteigerungen in der Schweiz. Das gab einen enormen politischen Druck. Die Agglomerationsgemeinden hatten wenig eigenen Boden und auch nicht die Tradition des genossenschaftlichen Wohnungsbaus wie etwa die Stadt Zürich. Trotzdem gelang der Paradigmenwechsel. Mit verschiedenen Massnahmen bekam man die Entwicklung in den Griff und konnte günstigen Wohnraum schaffen. Eine wichtige Rolle spielte dabei die interkommunale Zusammenarbeit: es kam zu einem Solidaritätseffekt und die Gemeinden ganz verschiedener politischer Couleur stachelten sich gegenseitig an.

Die Situation im Glattal ist sehr ähnlich. Überdurchschnittliche Mietpreissteigerungen, rasante Bevölkerungsentwicklung und Bauboom. Zusammenarbeit zwischen den Gemeinden gibt es aber kaum oder sie sind nach der Fertigstellung der Glattalbahn weitgehend eingeschlafen. Eine gemeinsame Planung, um bezahlbare Wohnungen zu erhalten oder zu schaffen, gab es ohnehin nie. Die Visionen von  „Glattalstadt“ oder „Kreis 13“ sind verblasst.

Trotz eines Artikels zur Förderung des gemeinnützigen Wohnungsbaus in der Gemeindeordnung hat sich auch in Dübendorf kaum etwas getan, bemängelte Andreas Wirz vom Verband Wohnbaugenossenschaften. Chancen, wie bei der Überbauung der städtischen Liegenschaft „Hoffnig“, wurden vertan. Die Genossenschaft Kraftwerk1 im Zwicky oder der kommende Bau der Genossenschaft WOGENO im Hochbord seien nicht durch die Stadt Dübendorf gefördert worden,  sondern idealistisch denkenden Grundeigentümern zu verdanken.

Die im Flugfeld vorgesehenen Umzonungen könnten zusammen mit dem Innovationspark zu einer „Gentrifizierung“ führen, befürchtet der Diskussionsleiter Ivo Hasler. Das heisst, dass auch dort günstige Wohnungen durch neue, teure ersetzt werden und die ganze Sozialstruktur umgewälzt wird. Dübendorf soll aber für alle eine attraktive Stadt bleiben, nicht nur für solche, die sich teure Wohnungen leisten können. Am Schluss sprachen sich alle für eine soziale Durchmischung aus, denn Durchmischung bedeute Vielfalt und dies sei eine Voraussetzung für Lebensqualität in unserer Stadt.