Krach im Sozialamt: Stadtrat reagiert nur halbherzig
Das ist nicht genug. SP und Grüne fordern einen grundsätzlichen Wandel und eine neue Führung in der Sozialabteilung. Eine Presseschau über die jüngste Affäre in der Sozialabteilung findet sich hier.
In einer Fraktionserklärung nahm Flavia Sutter an der letzten Gemeinderatssitzung Stellung zur aktuellen Situation und der Reaktion des Stadtrats: „Gerne nutze ich die Gelegenheit, um zu den Vorkommnissen im Zusammenhang mit dem Sozialamt Dübendorf Stellung zu
nehmen für meine Fraktion. Unser Sozialamt war in den letzten Jahren immer wieder in denSchlagzeilen. 2009 der Austritt aus dem Zweckverband Soziale Dienste Bezirk Uster mit einer sehr starken Rüge des Bezirksrates, 2013 der eigenmächtige Austritt aus der Schweizerischen Konferenz für Sozialhilfe. Seit 2014 sorgten die schlecht unterhaltenen Asylunterkünfte mehrmals für negative Presse und jetzt wurde erneut auf allen Kanälen negativ über Dübendorf berichtet.
Zuerst ein kurzer Rückblick auf die Geschehnisse:
Die Meldung an den Personalverantwortlichen der Stadtverwaltung zu den Facebook-Einträgen der Sozialhilfe-Leiterin kam aus unsere Reihen. Wir betonen, dass wir mit der Meldung den Dienstweg gegangen sind. Eine Mitarbeiterin mit derartigen Einträgen auf ihrer persönlichen Facebook-Seite verstösst gegen die Richtlinien der Stadtverwaltung. Zudem werfen die Einträge ein denkbar schlechtes Licht auf unsere Stadt.
Die Screenshots der Einträge wurden anonym an den Glattaler geschickt und nach dem ersten Bericht desselben entstand ein grosser medialer Wirbel, das Interesse am Thema war gross. Der Medienwirbel hat uns genauso überrascht wie alle anderen, wir hatten einen anderen Plan.
Aufgrund der grossen Öffentlichkeit bekamen wir unglaublich viele Rückmeldungen von den verschiedensten Seiten. Einerseits hörten wir oft: „Endlich unternimmt mal jemand etwas. Weiter so!“ Offenbar existieren die Missstände nicht erst seit kurzem, sondern schon lange. Es meldeten sich auch Personen, die entweder selber schlechte Erfahrungen gemacht haben oder Personen auf das Sozialamt begleitet haben und Zeuge geworden sind von unfreundlichem, beleidigendem und respektlosem Umgang mit Hilfesuchenden. Viele meldeten auch, dass sie „nie mehr dorthin“ gehen, lieber sich selber irgendwie durchwursteln, als sich nochmals herunterputzen lassen. Ziel erreicht!- höre ich da aus den rechten Reihen, so kann man Geld einsparen! Das sehen wir anders. Wer Hilfe braucht, soll sie bekommen, mindestens in Form einer Beratung mit Hilfe zur Selbsthilfe. Zu meinen, so könne man Sozialhilfebezüger und Randständige aus der Gemeinde verjagen, zeugt von einer menschenfeindlichen Einstellung. Und zudem ist es nun mal einfach so, dass nicht alle Menschen immer so funktionieren, wie die Gesellschaft es möchte. Krisen gehören zum Leben, und können schneller kommen, als man denkt. Niemand kann sicher sein, er oder sie wird nie mit dem Sozialamt zu tun haben.
Die Facebook-Einträge waren ein Zeichen dafür, dass einiges schief läuft auf dem Sozialamt. Der Stadtrat hat reagiert, indem er der Mitarbeiterin einen schriftlichen Verweis erteilte und eine Ombudsstelle schuf. Aus unserer Sicht ist die Ombudsstelle ein Schritt in die richtige Richtung, aber wir befürchten, dass sich nicht viel ändern wird. Die Einstellung der Verantwortlichen, des Sozialvorstandes Kurt Spillmann, des Abteilungsleiters und der Sozialhilfe-Leiterin hat sich nicht geändert, sie werden ihre Arbeit wohl weiterführen wie bisher, wenn sich die Wogen wieder geglättet haben.
In den Medien hat Lothar Ziörjen im Namen des Gesamtstadtrates gesagt, dass sie nichts gewusst hätten von den Vorkommnissen auf dem Sozialamt. Das kann ich mir nicht vorstellen! Die halbe Stadt redet darüber und nur der Stadtrat weiss von nichts?! Das kann doch nicht sein. Wir hoffen, dass der Stadtrat in Zukunft genauer hinschauen wird. Wir werden es weiterhin tun. Hans Baumann und ich haben zwei Vorstösse zum Thema eingereicht und warten nun gespannt auf die Antworten des Stadtrates. Wir vertreten in dieser Sache viele Dübendorferinnen und Dübendorfer. Nicht nur, wie das die SVP-Vertreter gerne sähen, die politisch Linken, sondern alle, denen ein respektvoller und anständiger Umgang mit den Mitmenschen wichtig ist.