Leandra eröffnet Kantonsratssitzung

Leandra Columberg eröffnet als jüngstes Parlamentsmitglied die neue Legislatur des Kantonsrats. Hier ihre Rede.

Sehr geehrte Kantonsrätinnen und Kantonsräte, sehr geehrte Damen und Herren Regierungsräte, geschätzte Besucherinnen und Besucher

Es ehrt mich, heute als jüngste Kantonsrätin vor Ihnen zu sitzen diese Ansprache halten zu dürfen.

Als ich Ende März dieses Jahres in den Kantonsrat gewählt wurde, wurden mir viele Fragen gestellt.«Fühlst du dich bereit dazu? Bist du nervös? Was ist denn nun deine Aufgabe im Kantonsrat?», so hiess es.  Nun, bereit muss ich jetzt wohl oder übel sein. Mit einer Portion gesunder Nervosität und grossem Respekt vor der bevorstehenden Arbeit freue ich mich darauf, als jugendliche Stimme im Kantonsrat gemeinsam mit Ihnen in den kommenden vier Jahren die Politik im Kanton Zürich mitzugestalten.Die Meinungen in diesem Parlament gehen des Öfteren weit auseinander. Dennoch gibt es wohl einige Grundsätze, auf welche wir uns alle gerne berufen. Demokratie. Transparenz. Respekt. Wir tendieren dazu, sehr stolz auf unsere Demokratie zu sein. Das ist auch richtig und wichtig so. Dennoch gilt es, diese Demokratie weiter auszubauen und zu stärken. Ich bin der festen Überzeugung, dass eine gestärkte Demokratie uns allen zugutekommt.

Doch wie demokratisch legitimiert ist es, dass wir heute hier sitzen? Die Wahlbeteiligung der diesjährigen Kantonsratswahlen liegt bei 33.53 Prozent- und zählt dabei nur diejenigen Menschen, welche stimmberechtigt sind. Im Kanton Zürich leben zurzeit knapp eineinhalb Millionen Menschen. Nur etwa jede 5. Person, die im Kanton Zürich lebt, hat also mitbestimmt, wer heute hier sitzt. Diese Statistik ist doch relativ ernüchternd und mag diverse Ursachen haben. Ist es fehlendes Interesse? Gleichgültigkeit? Oder liegt es doch an der mangelhaften Zugänglichkeit und den Hürden zur politischen Partizipation? Diese Fragen sind so einfach nicht abschliessend zu beantworten. Klar ist jedoch, dass eine Demokratie davon lebt, dass sie für alle Menschen zugänglich und transparent ist. Ich denke, es liegt in unserer Pflicht als Vertreterinnen und Vertreter der Bevölkerung, den Zugang zur Demokratie zu gewährleisten, sowie aktiv zu fördern.

Auch nach dem Einlesen in zahlreiche Dokumente und regem Austausch mit Kolleginnen und Kollegen beschäftigt mich eine der zuvor genannten Fragen sehr. Was ist unsere Aufgabe in diesem Rat? Obwohl die bisherigen Ratsmitglieder diese Frage in gewissen Belangen vielleicht besser beantworten könnten, so schadet es wohl Keinem und Keiner, sich erneut darauf zurück zu besinnen.Als von Teilen der Stimmbevölkerung gewählte Politikerinnen und Politiker stehen wir in der Bringschuld. Gegenüber den tausenden Menschen, welche uns ihre Stimme gegeben haben, und auch jenen welche es nicht taten, sowie jenen, die von dieser Art der politischen Partizipation ausgeschlossen sind. In diesem Rat werden wichtige Entscheide gefällt und Projekte ausgearbeitet, welche oftmals die gesamte Bevölkerung betreffen und Lebensrealitäten der Menschen im Kanton Zürich prägen werden. Daher bin ich zum Schluss gekommen, dass ein zentraler Teil meiner Aufgabe daraus bestehen wird, zuzuhören.Den werten Kolleginnen und Kollegen werde ich unweigerlich zuhören müssen. Darüber hinaus ist es aber sicherlich auch ausserhalb dieser Wände von ungemeiner Bedeutung, ein offenes Ohr zu haben.

Es mag durchaus stimmen, dass ich als 19-Jährige noch nicht über all die Erfahrung dieser Welt verfüge. Da ist es von umso grösserer Bedeutung, den Diskurs zu suchen.Ganz besonders müssen wir auch für die Menschen einstehen, deren Lebensumstände uns fremd sind – auch jenen, welchen in unserer Gesellschaft meist keine Plattform geboten wird. Wir müssen offen sein für die Anliegen der Menschen, welche auf uns zählen. Hören wir auch denjenigen zu, die uns kritisieren, anderer Meinung, oder von der Politik gänzlich desillusioniert und enttäuscht sind. Im regen Austausch sollten wir auch mit der jüngeren Generation sein, welche die Folgen unserer Politik am längsten spüren wird.

Es ist höchste Zeit, dass wir mit und für die Menschen politisieren, statt an ihnen vorbei! Lasst uns gemeinsam diesen Kanton im Sinne aller Menschen gestalten! Danke.