Stadtrat gegen Tagesschule

Unglaublich aber wahr: Rund sechs Wochen nach dem Frauenstreik lehnt der Stadtrat die Tagesschul-Initiative ab, ohne einen Gegenvorschlag zu präsentieren. Ein Schlag ins Gesicht jener Dübendorferinnen und Dübendorfer, die sich für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie einsetzen und dafür am 14. Juni auch vor dem Stadthaus demonstriert haben.

Stadtrat gegen Tagesschule

Damit folgt der Stadtrat der Primarschulpflege, welche sich klar für den Ausbau der bestehenden Tagesstrukturen (Horte) ausspricht und eine zusätzliches Angebot in Form einer Tagesschule ablehnt. Der vorgeschlagene deutliche Ausbau der Tagesstrukturen erachten die Initiant*innen rund um SP und Grüne allerdings als Teilerfolg ihrer Initiative. So sollen in den nächsten 10 Jahren zwei- bis dreimal so viele Hortplätze geschaffen werden. Der Pferdefuss: Der Stadtrat wählt damit das Billigmodell. Denn der Anteil der Elternbeiträge an den Betreuungskosten soll weiterhin bei durchschnittlich 75 Prozent bleiben, mit einer Abstufung nach Einkommen. Damit werden wie bisher vor allem Familien mit mittleren Einkommen so stark belastet, dass es einem Elternteil verunmöglicht wird, zu arbeiten oder allenfalls nur eine Teilzeitstelle drinliegt. Überflüssig zu erwähnen, dass dies in der Realität vor allem Frauen trifft.

Schulpflege und Stadtrat argumentieren ausschliesslich mit den Kosten gegen die Tagesschule. Pädagogische Argumente finden sich nicht. Die von der Initiative vorgeschlagene kostenlose Betreuung bis 15 Uhr sei zu teuer. Dabei ist offensichtlich das Hort-Modell nur billiger, weil 75 Prozent der Kosten den Eltern aufgebürdet werden. Vergleicht man die Vollkosten, schneidet die Tagesschule gemäss der Erfahrungen in Zürich und anderen Gemeinden gut ab. Ein Grund, warum z. B. die FDP in Zürich die Umstellung auf Tagesschulen unterstützt. Der Dübendorfer Stadtrat macht aber seine eigene Milchbüchli-Rechnung: Gut ist, was für die städtischen Finanzen billiger ist. Eine  gesamtgesellschaftliche Kosten- und Nutzenrechnung wird nicht gemacht.

Die SP hofft jetzt auf die Beratung im Gemeinderat, wo noch Nachbesserungen möglich sind – und natürlich auf die Abstimmung, wo das Volk das letzte Wort hat.

Dokumente, Artikel und der Antrag des Stadtrats.